Glücklicher leben mit Evolutionsbiologie
In den Industrienationen führen wir ein Leben im Überfluss. Unsere Lebenserwartung war noch nie so hoch. Wir sollten vor Energie strotzen und vor Glück strahlen. Warum fühlen wir uns dennoch oft energie- und glückslos? Warum entzieht uns der Alltag die letzten Reserven? Um eine Antwort zu finden, sollten wir einen Blick auf die Evolutionsbiologie werfen. Dazu betrachten wir zunächst unsere tierischen Mitbewohner in Zoos. Sie leben scheinbar sorglos, mit Futter auf Abruf und fern von natürlichen Gefahren. Aber warum sehen sie oft so traurig hinter Gitterstäben aus?
Zootiere wurden aus ihrer wilden Umgebung genommen und in künstliche Gehege gesteckt, weit weg von ihren evolutionären Wurzeln. Ähnlich ergeht es uns Menschen. Unsere Umgebung besteht aus Asphalt, Beton, Supermärkten und Mikrowellen, weit entfernt von unserer evolutionären Geschichte.
Wenn wir uns in einer belebten Stadt in die Fußgängerzone stellen und die Menschen nach ihrem Gefühl von Freiheit fragen, werden die wenigsten sich wirklich frei fühlen.
Was geht schief?
Der moderne Mensch hat sich einem Tagesrhythmus und einem Lebensstil unterworfen, der weit von der Natur entfernt ist. Unsere Welt ist hektisch und laut, unsere Ernährung ist unausgewogen, wir bewegen uns zu wenig, unser Gehirn wird ständig gefordert, und unser Immunsystem wird auf die Probe gestellt.
Alle Systeme unseres Körpers geraten aus dem Gleichgewicht, weil sie nicht für diese moderne Umgebung ausgelegt sind. Sie verbrauchen mehr Energie als nötig.
Aber was können wir tun?
Sollten wir uns in Klöster zurückziehen oder Hütten im Schwarzwald bauen? Ich persönlich möchte nicht auf die Annehmlichkeiten der modernen Welt verzichten. Es geht nicht darum, sich zwischen modernem Komfort und unseren archaischen Körpern zu entscheiden. Die Lösung liegt in der bewussten Auseinandersetzung mit unserem Dilemma.
Wenn wir die moderne Welt als praktisch, aber evolutionär ungeeignet erkennen, können wir Schritte unternehmen, um die Lücken zu schließen.
Die zentrale Frage lautet: Woher stammen wir evolutionär? Was hat sich in den letzten 200.000 Jahren verändert? Hier sind einige offensichtliche Ansatzpunkte:
6 Tipps für ein natürlicheres Leben
Tipp 1: Regional und unverarbeitet essen.
Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten Zusatzstoffe und zu viel Zucker, auf die wir verzichten sollten. Regionale und wenig industriell verarbeitete Lebensmittel sind reich an Nährstoffen, da sie frischer sind.
Tipp 2: In Bewegung bleiben
Unsere Vorfahren mussten sich ständig bewegen, um Nahrung zu finden. Bewegung ist für viele körperliche Prozesse essentiell. Daher sollten wir uns regelmäßig bewegen, nicht nur am Wochenende. Grundregel: Mindestens einmal pro Woche sollten wir unseren Körper vollständig durchschwitzen.
Tipp 3: Natürliche Abfolgen unserer Bewegungsroutinen beachten
Arbeit vor Vergnügen. Das entspricht auch unserer biologischen Logik. Ein Spaziergang nach dem Essen ist gut, aber übermäßiger Sport danach nicht. In der Natur jagen Tiere zuerst, bevor sie futtern können. Also sollten auch wir Sport treiben bevor wir Nahrung aufnehmen und nicht danach.
Tipp 4: Zeit im Freien verbringen
Unsere moderne Lebensweise hält uns oft in Innenräumen gefangen, was unseren Schlafzyklus stört. Wir brauchen bei Tag viel „Luft & Licht“ und bei Nacht viel „Stille & Dunkelheit“.
Tipp 5: Moderne Technologie bewusst nutzen
Unsere Gehirne sind nicht für die ständige Informationsflut ausgelegt. Es ist wichtig, ab und zu innezuhalten und das Handy beiseite zu legen. Vielleicht auch ein herkömmliches Fahrrad statt einem E-Bike nutzen. Oder öfter die Treppen statt den Aufzug nutzen.
Tipp 6: Ziele mit Bedacht setzen
Zufriedenheit führt zur Stagnation. Unsere biologische Programmierung treibt uns dazu, nach mehr zu streben. Aber die Natur bzw. Tiere streben nur selten nach Zielen, die weiter in der Zukunft liegen als ein paar Stunden oder Tage. Wir sollten also klug wählen, welche Ziele wirklich unser Wohlbefinden steigern.
Zusammenfassung
Unsere moderne Umwelt und Lebensweise passen nicht mehr zu unseren biologischen Systemen, was zu Unzufriedenheit und Energiemangel führt.
Indem wir einige Anpassungen vornehmen und uns auf unsere evolutionären Wurzeln besinnen, können wir den modernen Komfort mit unseren archaischen Körpern in Einklang bringen
Luca Rohleder, Buchautor u. a. von:
Luca Rohleder
DIE SUCHE NACH SINN
Eine Geschichte über Urvertrauen und Selbstliebe. Das polyamore Selbstfindungsabenteuer einer Wissenschaftsjournalistin.
ISBN 9783982303246
> bei Thalia (D) anschauen
> bei Thalia (A) anschauen
> bei orell füssli (CH) anschauen
> bei Amazon anschauen
Quellenangabe:
- Thomas Junker, Uwe Hoßfeld: Die Entdeckung der Evolution. Eine revolutionäre Idee und ihre Geschichte. 2. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009.
- Ulrich Kutschera: Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte. Deutscher Taschenbuch Verlag, München (2009).
- Ulrich Kutschera: Design-Fehler in der Natur. Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution. LIT-Verlag, Berlin 2013.