Das Neugeborenen-Ich von hochsensiblen Menschen
Das Neugeborenen-Ich ist Bestandteil eines Drei-Ich-Modells, das ich Anfang der 2010er Jahre zur alternativen Herleitung der Charakterzüge Empathie und Hochsensibilität entwickelt und in meinem Buch „Die Berufung für Hochsensible“ veröffentlich habe. Durch den zweiten Band „Die Liebe empathischer Menschen“ habe ich dieses Thema dann weiter vertiefen können.
Dieses Drei-Ich-Modell umfasst die drei Bestandteile Neugeborenen-Ich (NI), Erwachsenen-Ich (EI) sowie das Höhere-Ich (HI).
Dieses psychologische Komplementär-Modell (wohlgemerkt, es ist ein Modell) ist eine speziell auf das hochsensible Wesen betreffende Weiterentwicklung der Inneren-Kind-Theorie, die aus der Transaktionsanalyse bekannt ist. Zudem berücksichtigt dieses Modell auch Gesichtspunkte der Grundlagenphysik, wonach nur der geringste Teil unserer Welt für uns wahrnehmbar bzw. sichtbar ist (siehe meine Ausführungen u. a. zur Quantenphilosophie und Astrophysik). Viele Bezeichnungen sind im Laufe der Menschheitsgeschichte für diese für uns nicht wahrnehmbare Welt entstanden, wie zum Beispiel Dunkle Energie, Quantenebene, Heiliger Geist, Seele, Bewusstsein u. v. m.
Um alle Wertesystem begrifflich abdecken zu können, habe ich mich für den Allroundbegriff Unsichtbare Welt entschieden.
Zugleich setze ich mit meinem Drei-Ich-Modell das menschliche Gehirn mit der Metapher des Bio-Computers gleich. Im Gegensatz zur klassischen Neurologie, die im Gehirn den alleinigen Verursacher des menschlichen Verhaltens sieht, vertrete ich die These, dass unser Gehirn nicht autonom ist. Vielmehr kann es auch eine Verbindung zur Unsichtbaren Welt aufnehmen. Aus meiner Sicht hat unser Gehirn demzufolge lediglich eine Sende-/Empfangs- und Verarbeitungsfunktion inne. Es existiert demnach in unserem Körper (ähnlich wie beim PC oder Smartphone) eine Art geistige Internetverbindung. Man nennt diesen außersinnlichen Kanal auch Intuition. Diesen Teil des Körpers, der für die Funktionsweise unserer Intuition zuständig ist, nenne ich Höheres-Ich (die Schulmedizin nennt es das „enterische Nervensystem“ bzw. das Bauchgefühl).
Darüber hinaus folge ich der Philosophie, dass der Sinn des Lebens das Sammeln von Lebenserfahrungen ist – also ganz einfach das Leben zu leben. Dabei spielt unsere Persönlichkeit die entscheidende Rolle.
Stellt sich der Mensch mutig seinem eigentlichen Naturell, entsteht Authentizität – Körper, Geist und Seele sind dann im Einklang.
Es entsteht eine Art Eigenresonanz. Der Mensch erlebt Lebensfreude. Er beginnt das Leben zu leben, und die Suche nach dem Warum erübrigt sich von selbst. Ist der Mensch hingegen fremdbestimmt, weil er durch Medien, Umwelt und Umfeld eigene Wahrheiten durch fremde Wahrheiten ersetzt hat (Hypnose), lebt er nicht mehr im Einklang mit seiner eigentlichen Persönlichkeit. Es fehlt die Resonanz zu sich selbst und der Körper kann zu wenig Lebensenergie generieren. Lustlosigkeit und Frustration bis hin zu Leid können die tragische Konsequenz sein.
Meine Thesen setzen infolgedessen voraus, dass es immer darum geht, unsere wahre Persönlichkeit zu erkennen, zu akzeptieren und zu leben. Diese wird im Übrigen durch die Grundformatierung unseres Gehirns geprägt. Diese neuronalen Verknüpfungen in unserem Kopf wiederum werden maßgeblich von unseren Kindheitserlebnissen beeinflusst. Und jetzt kommt das Thema Hochsensibilität ins Spiel:
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass im Fall der angeborenen Hochsensibilität die besagte neuronale Grundformatierung unseres Gehirns nicht durch die üblichen Kindheitserlebnisse maßgeblich beeinflusst wurden (Inneres Kind), sondern durch die grundsätzliche Situation eines Neugeborenen.
Dies hat zur Folge, dass die Wesenszüge von Hochsensiblen nicht durch die Untersuchung ihrer Kindheit (Inneres Kind), sondern vielmehr durch die Beschreibung der Situation eines Babys zum Vorschein kommen. Daher habe ich die Bezeichnung Inneres Kind auch durch den Begriff Neugeborenen-Ich ersetzt.
Neugeborene verfügen noch nicht, über das bewusste Denken von Kindern. Vielmehr wird das Leben von Babys von ihren Urinstinkten (schulmedizinisch: Reflexe) gesteuert. Das Innere Kind von Hochsensiblen besteht in der Folge aus einem Wesenskern, bei dem genau diese Urinstinkte noch erhalten geblieben sind: Dem Neugeborenen-Ich.
Während Normalsensible im Laufe ihres Lebens ihre Urinstinkte nach und nach verlieren und ihr Gehirn dann von Selbstkontrolle, Bewusstheit und freier Wille bestimmt wird, gilt dies also für Hochsensible nicht.
Da wir bei Menschen nicht von Instinkten sprechen, sondern von Intuition, wird jetzt auch deutlich, dass Hochsensible über eine Persönlichkeit verfügen müssen, die in der Hauptsache von intuitiven Fähigkeiten geprägt ist. Also von neuronalen Gaben, die ausschließlich Neugeborene noch zu hundert Prozent besitzen. Damit ist es auch einleuchtend, warum Hochsensible nur dann ein zufriedenes Dasein fristen können, wenn sie ihr Inneres-Kind nicht als klassisches Kind betrachten, sondern als Baby. Infolgedessen ist es nahezu logisch, dass auch die Lebensführung von Hochsensiblen eher intuitiv stattfindet. Die heute übliche Idee der kontrollierten Lebensführung stände dazu im Widerspruch. Wie immer gibt es aber auch eine Kehrseite der Medaille:
Aufgrund der intuitiv gesteuerten Persönlichkeit tauchen in hochsensiblen Gehirnen gewaltige Mengen zusätzlicher Datensätze, Reize, Erkenntnisse und Einsichten auf, die nicht von den herkömmlichen fünf Sinnen herrühren, sondern daher, dass sie praktisch noch mit einem Bein in der Unsichtbaren Welt stehen (wie Babys auch). Das heißt, aus der intuitiven (meist unbewussten) Wahrnehmung von Umwelteinflüssen resultieren Sekunde um Sekunde gewaltige Informationsmengen, die das Gehirn von Hochsensiblen zusätzlich zu verarbeiten hat. Das bewusst wahrnehmbare Gehirn – das Erwachsenen-Ich – von Hochsensiblen muss somit nicht nur faktische (sichtbare), sondern zusätzlich auch subtile (unsichtbare) Informationen aus Umwelt und Umfeld verarbeiten. In der neueren Literatur wird daher auch vermehrt der Begriff Hochsensitivität statt Hochsensibilität verwendet, um diese spezifische Wahrnehmungsfähigkeit über die herkömmlichen Sinne hinaus noch einmal zu unterstreichen.
Der hochsensible Mensch arbeitet permanent an der Grenze des neuronalen Daten-Overflows.
Hochsensible haben in der Folge zu erlernen, auf eine bestimmte Art und Weise ihren Kopf zu gebrauchen. Sie sollten ihren Hang, ihr Leben im Übermaß kontrollieren zu wollen, aufgeben, denn dies würde im Widerspruch zu ihrem Neugeborenen-Ich stehen. Und wie gesagt, wenn wir an unserer Persönlichkeit vorbeileben, stehen wir nicht länger in Resonanz zu uns selbst, und unser Körper kann nicht mehr genug Lebensenergie (Lebensfreude) generieren. Erst wenn Hochsensible erkannt haben, dass sie besser fahren, wenn sie bestimmte Denkprozesse loslassen und die Lebensführung mehr an ihre (unbewusste) Intuition übergeben, sind sie auch in der Lage, ihr Gehirn von solchen Belastungen zu befreien, für die es von der Natur her nicht ausgelegt ist („… ich mache mir jetzt keine Gedanken, denn es kommt, wie es kommt …“).
Hochsensible sollten sich in ihrem Leben überwinden, mehr Mut aufzubringen, das Morgen an ihr Schicksal zu verschenken.
So wie es Neugeborene auch tun (ohne es bewusst zu wissen). Denn das bedeutet INTUITIVE LEBENSFÜHRUNG.
Luca Rohleder, Autor von:
Die Liebe empathischer Menschen
Bessere Beziehungen, mehr Selbstliebe und weniger Liebeskummer für sensible Menschen
ISBN 9783982212081
Anschauen bei:
Die Berufung für Hochsensible
Wie feinfühlige Menschen besser loslassen, ihr Urvertrauen stärken und berufliche Erfüllung finden können.
ISBN 9783981571141
Anschauen bei:
Der Begriff „Neugeborenen-Ich“ sowie die Inhalte des „Drei-Ich-Modells“ sind zwar urheberrechtlich geschützt, wenn Sie aber etwas davon bei Ihrer täglichen Arbeit übernehmen möchten, ist dies ohne Weiteres möglich. Jedoch wäre ein kurzer Hinweis an mich als Urheber des Neugeborenen-Ichs unter lu@luca-rohleder.de erforderlich. Unabhängig davon bitte ich grundsätzlich, den Quellenhinweis „Drei-Ich-Modell nach Rohleder“ gut sichtbar anzugeben.