Interview: Empathin trennt sich von Narzissten
Ein Interview mit der Buchautorin Dr. Diana Kolb:
Liebe Diana, du hast dein privates Tagebuch „Empathin trennt sich von Narzissten“ veröffentlicht. Warum?
Dr. Diana Kolb: Dieses Tagebuch ist eigentlich ein verkleidetes Märchenbuch. Denn das ist mein Leben: ein Märchen. Ich habe lange Zeit geschlafen und einem Narzissten die Führung meines eigenen Lebens gegeben. Meine gefühlten 28 Jahre plus die 100 Jahre Dornröschenschlaf sagen mir jetzt, dass ich gegen Trolle, Monster, Hexen und Drachen auch alleine kämpfen kann und Superpowerkräfte habe: nämlich meine Liebe.
Was ich aber kurz nach der Trennung von einem narzisstischen Ehemann erleben durfte, musste, sollte, konnte, habe ich in diesem Buch in Tagebuchform niedergeschrieben. Hoffentlich gibt es dem einen oder anderen Mut. Jeder, der mag, darf jetzt in meinen Gedanken und märchenhaften Aufzeichnungen nachlesen und sich von meinem emotionalen Leben mitreißen lassen. Es sind all meine ehrlichen Gedanken und Gefühle, die ich durch das Schreiben und Malen rauslassen konnte, so dass ich in diesen schweren Zeiten zum Glück nicht geplatzt bin.
Es beschreibt die Achterbahn meines Lebens. Dazu kommt, dass ich kein Fan von Karussells und Achterbahnen jeglicher Art bin. Ich gehe auf der Kirmes lieber Süßkartoffelpommes essen, auch wenn die so teuer sind und viele Kalorien haben, die nachts an meinen Kleidern nähen.
Es sind die täglichen Gedanken einer Hochsensiblen. Es geht um Angst und Sorgen, um Panikattacken, aber auch um Freiheitsgefühle und Hoffnung. Und ganz, ganz besonders geht es um die Liebe. Die Liebe, die in mir steckt, und um die Liebe der anderen Menschen, die mich in meinen dunkelsten Stunden getröstet und gehalten hat und mich hat nie aufgeben lassen.
Wie können Empathen erkennen, dass sie an einen Narzissten geraten sind?
Dr. Diana Kolb: Man kann es am ständigen Sich-selbst-infrage-stellen erkennen. Oder auch an den schlimmen Gefühlen, die man denkt, alle selbst verschuldet zu haben. Da sind Wunden, die nicht zuzuwachsen scheinen. Vor allem kann man aber erst zur Erkenntnis gelangen, dass man an einen Narzissten geraten ist, wenn man begreift, dass man selbst wundervoll und schön und interessant und intelligent ist.
Erst wenn man sich selbst beginnt zu lieben, dann kann man einen Narzissten erkennen. Man sollte ganz tief in sich hineinhören. Dann erkennt man ganz einfach, ob der Mensch neben einem, wirklich guttut. Sich von seinen Vorstellungen von Liebe und dieser Person dann zu lösen steht auf einem anderen Blatt.
Welche Optionen haben Empathen in dieser Situation?
Dr. Diana Kolb: Rettung besteht nur, indem man sich Laufschuhe und einen Emotionspanzer besorgt und dann so schnell wie nur irgend möglich davonläuft. Nein, Quatsch mit Soße! Dann würde man nur vor den Problemen wegrennen und irgendwann holen sie einen dennoch wieder ein. Man sollte sich stark machen. Sich treu bleiben, jeden Tag an sich arbeiten, nicht und niemals aufgeben und akzeptieren lernen, dass nicht jeden Tag die Sonne scheint.
Auch bei Regenwetter kann man Gummistiefel anziehen und in Pfützen springen oder Regenbögen finden. Man sollte sich selbst annehmen können, wie man ist. Ich habe einen dicken Bauch … Na gut, okay … Dafür ist er ein supergemütlicher Kuschelplatz für die Köpfe meiner geliebten Kinder. Jeder Mensch ist perfekt, so wie er ist, mit all seinen Talenten und Dingen, die vielleicht nicht ins Raster passen. So wie mein Bauch eben.
Wir Hochsensiblen haben so viel Liebe in uns zu verschenken. Wir sollten bei uns selbst anfangen und dann diese Liebe in die Welt lassen und sie anderen Menschen schenken. Der Empath sollte nicht seine Zeit damit verschwenden, sich selbst für jemand anderen zu verbiegen und zu versuchen, jemand anderem zu gefallen. Der Narzisst wird es dem Empathen eh nie danken. Der Empath wird kein schlechter Mensch, wenn er auch mal an sich selbst denkt.
Warum vermischen sich Märchengeschichten mit der Realität?
Dr. Diana Kolb: Ich habe im letzten Jahr erst herausgefunden, dass es Narzissten gibt und dass der Mann an meiner Seite auch zu ihnen zählt. Und obwohl ich Pädagogik studiert habe und mich in psychologischen Fachkreisen bewege, hatte ich noch nie zuvor davon gehört. Es wurde mein innerer Kampf, mit der Trennung von einem Narzissten klarzukommen.
Dabei begriff ich schnell, dass es sich bei dieser Trennung nicht um einen Kampf zwischen mir und einem Narzissten handelt, sondern dass es ganz allein um mich geht. Als ich mich noch mit Narzissmus beschäftigte und meine Wunden verarztete, schnappte ich plötzlich die Begriffe Hochsensibilität und Empathie auf und erkannte, dass ich dazu gehöre.
Ich lernte mehr und mehr über mich und probierte alles aus. Zudem kommt, dass ich Künstlerin bin und Kunst in jeglicher Form liebe. Was mich in meiner Kampfzeit aufrechterhalten hat, waren neben den wunderbaren Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, das Schreiben, das Malen und das Verschenken meiner Bilder an Menschen, die mich durch ihre Liebe und Einzigartigkeit berührt haben. Das Leben ist ein Märchen, dessen Stift du selbst hältst.
Schreib dein eigenes Happy End. Denn wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute glücklich, und am Ende wird alles wieder gut. Wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende.
Welche 3 wichtigen Tipps hast du für Empathen, um sich von Narzissten zu lösen?
Dr. Diana Kolb: Ich empfehle Folgendes:
- Akzeptiere dich mit deinen Stärken und Schwächen und geh, wohin dein Herz dich trägt.
- Du kannst andere nicht ändern. Du kannst nur dich selbst und deine Sicht auf etwas ändern.
- Versuche, von Zeit zu Zeit Abstand zu den Dingen zu gewinnen, indem du sie mit Humor siehst, und komm zum Lachen mal aus dem Keller. Tu dir was Gutes. Das Leben ist schön.
Schöne Schlussworte, vielen Dank für das Interview.
BILDNACHWEIS, entnommen von:
Dr. Diana Kolb
Tagebuch: Empathin trennt sich von Narzissten
Wie eine wahre Märchenliebe entsteht, wenn die Schlechten ins Kröpfchen und die Guten ins Töpfchen kommen.
ISBN 9783981938364
Spannendes Buch und wunderbare ergänzende Gedanken von Frau Rohleder, die mir aus der Seele sprechen. Das ganze Thema ist übrigens schon von Oscar Wilde mal beschrieben worden, allerdings nur knapp umrissen auf einer halben Seite: in die Erzählungen. Der Schüler. Und Bärbel Wardetski hat ein Interessantes Buch : Weiblicher Narzissmus geschrieben…. Der Lesestoff geht zum Glück nicht aus 🍀
Ich finde den Beitrag wundervoll.
Man spürt förmlich die hochschwingenden Energien von Euch beiden 🙂 Gruss, Lucy (Luc Besson)
Ich finde mich zu grossen Teilen in dem Text wieder.
Jedoch empfinde ich persönlich die Wörter „Hochempath und Hochsensible“ als sehr fragwürdig und störend.
Genau diese Wörter würden ja bedeuten, man selbst ist der „böse“ Narzist und erhebt sich, aller Zweifel erhaben über Andere.
Wenn sich Menschen begegnen, suchen Sie meist genau das, was Ihnen selbst fehlt in einem Anderen.
Anfangs „rosarote Brille“ oder je nach „Reife und Erfahrungsschatz“ eher Achtsamkeit, Misstrauen und Vorsicht. Im Laufe der Zeit tritt irgendwann der „Gewöhneffekt“ ein, die guten Zeiten sind genussvoll und süß. Die schlechten und unangenehmen Momente werden hingenommen, oftmals kaum ausreichend Thematisiert.
Wir alle kennen dieses Schema aus unserer Kindheit, es ist Normalität.
Solange es läuft, im Job, mit Familie, mit Freunden und die „gemeinsamen“ Ziele, Wünsche und Pläne umsetzbar sind – Alles easy!
Dennoch schwindet das Interesse aneinander, zu viele Alltagslasten, zu viele Verbindlichkeiten und Verpflichtungen.
Im Aussen zu viele Versuchungen, denen der eine Part oder auch Beide dann aufgrund der Langweile trotz Gegenwehr irgendwann erliegt/erliegen.
Mit Kindern und all den Verpflichtungen, Träumen, Wünschen, teuren Anforderungen ist all das spannende Abenteuer plötzlich wieder wichtiger.
Man hat zuviel verpasst, zuviel von sich Selbst aufgegeben und die Angst vor Alter/Krankheit/Tod liegt wie ein schwerer Stein im Magen.
Niemand denkt mehr daran “ in guten, wie in schlechten Zeiten“, die haben wir ja schon durch.
„Immerhin haben wir Kinder großgezogen, die werden sich dann schon um uns kümmern.“
Erwartungshaltungen – Narzismuss???
Sehr weise.
Ich störe mich auch an diesen Begriffen/Schubladen ( E.,HSP,N. )
Am Besten gefällt mir der Satz…die Suche nach dem Gegensätzlichen.
Das ist doch das universelle Prinzip!
Ein N. kann doch nicht mit einem N. zusammenleben. Ein E. nicht mit einem E.
Anders: Eine yin nicht mit einer yin – Energie.
Gibt nur yin & yang , damit das Leben fortbesteht.
Aber …Alles was entsteht,ist es wert daß es zugrunde geht / Mephisto.
Deshalb sollte man aktzeptieren, das Das was anfängt, auch endet. Früher oder später.
Es sei denn, man „erwacht“ aus diesem Traum . Auch der Traum,es gibt einen anderen Menschen, der mich verletzen kann.
Da ICH (&der Andere) ein Konstrukt meines Verstandes bin.
So ein bißchen „Matrix“:-))
bzw. Buddhismus.