Toxische Eltern überwinden: Wege zu gesunder Selbstbeziehung

Eltern sind und bleiben eine konstante Präsenz in unserem Leben, unabhängig vom Lebensabschnitt. Diese Thematik berührt sowohl Kinder als auch Erwachsene. Idealerweise sollten Eltern ihren Nachkommen Geborgenheit und Liebe schenken, sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter. Allerdings haben nicht alle das Glück, solch eine Beziehung zu ihren Eltern zu haben. So manchem wird erst im Erwachsenenalter klar, dass er toxische Eltern hatte.
Was sind toxische Eltern?
Nicht jede angespannte Eltern-Kind-Beziehung ist notwendigerweise schädlich für die körperliche und mentale Gesundheit. Konflikte sind in allen Familien gelegentlich unausweichlich, und das Auseinandersetzen zwischen den Generationen ist ein natürlicher Bestandteil des Erwachsenwerdens.
Eine Beziehung zu den Eltern wird jedoch als toxisch angesehen, wenn physischer oder emotionaler Missbrauch stattfindet, die persönlichen Grenzen kontinuierlich überschritten werden und das Selbstwertgefühl kontinuierlich geschmälert wird.
Dies geschieht nicht immer absichtlich; manchmal übernehmen die Eltern einfach das Verhalten, das sie von ihren eigenen Eltern gelernt haben.
Indikatoren für toxische Eltern
Anhand folgender Anzeichen kannst du herausfinden, ob du davon betroffen bist:
1. Verletzung persönlicher Grenzen
Deine Privatsphäre wird nie respektiert. Deine Eltern überschreiten deine persönlichen Grenzen und sind in deinem Leben aufdringlich. Sie erscheinen unangekündigt in deiner Wohnung und mischen sich in deine Angelegenheiten ein, ohne gefragt zu werden.
2. Kontrolle
Sie akzeptieren nicht, dass du deinen eigenen Weg gehst. Sie kontrollieren dich durch konstante Anrufe, verhindern deine Unabhängigkeit und versuchen, dein Leben nach ihren Vorstellungen zu lenken. Sie vermitteln dir das Gefühl, ständig falsche Entscheidungen zu treffen, und drängen dich in die von ihnen gewünschte Richtung.
3. Herabsetzung und Kritik
Du wirst ständig herabgewürdigt und für alles, was du tust, kritisiert. Du bist nie gut genug, und deine Eltern vergleichen dich immer mit anderen, um ihre Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen. Insbesondere Vergleiche mit Geschwistern, wie „Warum kannst du nicht sein wie deine Schwester?“, sind schmerzhaft und ein deutliches Zeichen für eine ungesunde Eltern-Kind-Beziehung.
4. Mangel an Mitgefühl
Deine Eltern zeigen wenig Interesse an deinem Wohlbefinden und deinen Bedürfnissen. Sie haben nie ein offenes Ohr für dich und trösten dich nicht, wenn es dir schlecht geht.
5. Manipulation
Toxische Eltern wissen genau, wie sie dich manipulieren können, und sie tun es auch. Sie verstricken dich in ihre Intrigen, erzeugen gezielt Schuldgefühle oder wecken dein schlechtes Gewissen.
6. Rollenumkehrung
Da toxische Eltern sich nicht angemessen um dich kümmern, erwarten sie dennoch, dass du dich um sie kümmerst. Du bemühst dich, sie zufriedenzustellen und übernimmst sogar die emotionale Unterstützung, die du von ihnen niemals erhalten wirst.
Der Umgang mit toxischen Eltern
Der Umgang mit einer problematischen Familie ist herausfordernd und erfordert viel Energie. Schließlich wünscht man sich in der Regel eine liebevolle und gesunde Beziehung zu den Eltern, da man ein Teil von ihnen ist, und die familiären Bindungen sind nicht so einfach zu kappen wie in anderen Beziehungen.
Einige Menschen sind aufgrund einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung oder anderen psychischen Erkrankungen nicht in der Lage, Liebe zu zeigen oder Empathie für andere Menschen zu empfinden, selbst nicht für ihre eigenen Kinder.
Wenn du jedoch in der Lage bist, ein sachliches Gespräch auf Augenhöhe mit deinen Eltern zu führen und ihnen ihr verletzendes Verhalten klarmachen kannst, können die folgenden Tipps dir helfen, besser mit dieser Situation umzugehen:
1. Festlegen von Grenzen
Ein gestärktes Selbstwertgefühl ermöglicht es dir, für deine eigenen Bedürfnisse einzutreten und klare Grenzen gegenüber deinen Eltern zu setzen. Sage ihnen: Bis hierhin und nicht weiter! Verteidige deine Grenzen konsequent, auch wenn es anstrengend ist und zu Konfrontationen führen kann.
2. Schaffen emotionaler Distanz
Es ist wichtig, emotionale Distanz zu deinen Eltern oder dem problematischen Elternteil aufzubauen. Dieser Schritt ist gleichzeitig der schwierigste, da es in der Natur des Menschen liegt, die Zuneigung seiner Eltern zu suchen. Denke jedoch daran, dass eure familiäre Beziehung nicht so ist, wie sie sein sollte. Je mehr du unter dieser toxischen Beziehung leidest, desto schädlicher ist sie für dich. Akzeptiere die Realität und suche gegebenenfalls therapeutische Unterstützung für diesen Prozess.
3. Stärkung des Selbstwertgefühls
Die ständige Abwertung, Kritik und Manipulation durch deine Eltern haben dein Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Es ist dringend notwendig, dein Selbstwertgefühl aufzubauen. Du bist eine wertvolle, liebenswerte Person mit Stärken und Schwächen, und es liegt nicht an dir, dass deine Eltern dies nicht anerkennen.
Fazit
In manchen Fällen ist der Abbruch des Kontakts leider die einzige Option. Wenn deine Eltern nicht bereit sind, ihr Verhalten zu reflektieren, weiterhin Vorwürfe machen und dir die alleinige Schuld für die gespannte Beziehung geben, solltest du den Kontakt abbrechen, um dich selbst zu schützen.
Obwohl dies eine schwierige Entscheidung sein kann, ist es manchmal die einzige Möglichkeit, ein eigenständiges und glückliches Leben zu führen.
Luca Rohleder, Gründer des NETZWERKs IMPATHIE & EMPATHIE für mehr Selbstfürsorge und Autor von:
Luca Rohleder
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Häufige Fragen zu toxische Elter (FAQ)
Toxische Eltern sind Mütter oder Väter, deren Verhalten das seelische Wohlbefinden ihrer Kinder dauerhaft belastet. Dazu gehören zum Beispiel ständige Kritik, emotionale Manipulation, fehlende Empathie oder der Versuch, Kontrolle über das Leben der Kinder zu behalten – auch im Erwachsenenalter.
Häufige Muster sind Schuldzuweisungen, Abwertung, übermäßige Kontrolle, das Ignorieren von Bedürfnissen und das Spielen mit Gefühlen wie Angst oder schlechtem Gewissen. Manche Eltern wechseln zwischen Nähe und Ablehnung, was bei Kindern zu Unsicherheit und Selbstzweifeln führt.
Wichtig ist, klare Grenzen zu setzen und sich innerlich von den verletzenden Mustern zu distanzieren. Gespräche sollten möglichst ruhig und sachlich geführt werden, ohne sich in alte Konfliktdynamiken hineinziehen zu lassen. Hilfreich ist es auch, die eigene Selbstfürsorge bewusst zu stärken.
Wenn die Beziehung zu den Eltern das eigene Leben stark einschränkt, das Selbstwertgefühl leidet oder immer wieder emotionale Krisen auftreten, ist psychologische Unterstützung sinnvoll. Ein Therapeut oder Coach kann dabei helfen, gesunde Strategien im Umgang mit den Eltern zu entwickeln.
In manchen Fällen kann ein zeitweiliger oder dauerhafter Kontaktabbruch notwendig sein, um die eigene psychische Gesundheit zu schützen. Diese Entscheidung ist sehr persönlich und sollte sorgfältig abgewogen werden. Oft hilft es, zuvor Unterstützung von außen einzuholen, um die bestmögliche Lösung für die eigene Situation zu finden.
Quellen zum Beitrag:
- https://www.familie.de/familienleben/toxische-eltern-merkmale-folgen-und-ausweg–01HHY0H9NETXS01PN2VJ9SCHV3
- https://www.morgenpost.de/ratgeber/article242466374/Toxische-Beziehung-zu-Eltern-Das-sind-die-groessten-Warnsignale.html
- https://www.psychologie-heute.de/familie/artikel-detailansicht/43276-von-den-toxischen-eltern-loesen.html