Buddhistische Psychologie: Was wir von ihr lernen können

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Die buddhistische Psychologie ist eine philosophische Strömung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Sie bietet einen Weg, um mit komplexen Emotionen besser umgehen zu können. Inmitten der Vielfalt an emotional herausfordernden und schmerzhaften Situationen, die im Kreislauf des Lebens auftreten, vermag die buddhistische Philosophie durchaus unterstützend zu wirken.

Ursprünglich entstand der Buddhismus, um dem menschlichen Leid ein Ende zu bereiten.

Der Buddhismus, der als eine bedeutende Strömung in Fernost gilt, wurde vor etwa 2.500 Jahren entwickelt. Anfangs als ein philosophisches und psychologisches System ohne ausdrücklich religiösen Charakter, entstand er als Reaktion auf das menschliche Leid. Siddharta Gautama, besser bekannt als Buddha, formulierte den Buddhismus als eine Art Wissenschaft des Geistes. Dafür bediente er sich einer Vielzahl hilfreicher Theorien und Denkstrukturen, um unser Verständnis für Gefühle zu vertiefen und anzunehmen.

Die vier Grundwahrheiten der buddhistischen Psychologie

Die Grundlage der buddhistischen Psychologie liegt in einer Idee, die zwar pessimistisch erscheinen mag, jedoch zugleich Hoffnung birgt: Menschliches Leiden ist ein zu akzeptierender Bestandteil des Lebens. Hieraus entspringen vier edelmütige Wahrheiten, die das Herzstück der buddhistischen Psychologie ausmachen und als Fundament für buddhistische Meditation dienen:

  1. Leiden ist integraler Bestandteil des Lebens.
  2. Leiden hat seine Ursachen.
  3. Leiden kann beendet werden.
  4. Der edle achtfache Pfad ist der Weg dorthin.

Um herausfordernde Situationen zu meistern und Leid zu mindern, empfiehlt Buddha, die Quelle des Leidens zu ergründen. Erst wenn wir dies verstehen, können wir uns von unserem Leiden befreien.

Wir erlangen die Fähigkeit, die Sinnlosigkeit unserer Ängste und Mutlosigkeit zu erkennen.

Die buddhistische Psychologie beleuchtet das Problem unserer zahlreichen Gewohnheiten, die uns dazu veranlassen, dem Leben gegenüber blind zu sein. Wir verlieren den Kontakt zu den Prozessen und Phasen des Lebens, was unser Leiden verursacht.

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Die letzte der vier Wahrheiten spricht vom edlen achtfachen Pfad, eine Abfolge von acht Aspekten, die Harmonie, Gleichgewicht und tiefgreifendes Bewusstsein ermöglichen. Dieser Pfad (symbolisiert durch das Dharma-Rad) gliedert sich in drei Hauptkategorien:

  1. Weisheit: richtiges Verstehen und Denken
  2. Ethisches Verhalten: angemessene Sprache, rechtes Handeln und eine passende Beschäftigung
  3. Geistige Entwicklung: Anstrengung, bewusste Aufmerksamkeit und Fokussierung, Meditation oder innere Einkehr

Diese Aspekte sollten nicht als linear aufeinanderfolgende Schritte betrachtet werden. Vielmehr sollten sie simultan entwickelt werden, abgestimmt auf individuelle Fähigkeiten.

Die Fehlinterpretation des Begriffs „Glücks“

Es gibt die Notwendigkeit, sich von Verlangen zu befreien. Das Streben nach Glück ist universell, jedoch fehlt oft eine klare Definition von Glück. Unterschiedliche Menschen hegen unterschiedliche Vorstellungen vom Glück, sei es in Form von Beförderungen, materiellem Wohlstand, Elternschaft usw. Solche Verlangen lassen uns in einer Endlosschleife verweilen, denn kaum wird ein Wunsch erfüllt, entsteht bereits der nächste. Diese Spirale verspricht scheinbar nie endendes Glück, obwohl dies trügerisch ist.

Die buddhistische Psychologie unterstreicht, dass unser Verlangen im Geist uns ablenken und eine regelrechte Abhängigkeit nach Objekten, Menschen und Überzeugungen auslösen. Dies gehört zu den Hauptursachen unseres Leidens.

Wenn wir uns an Verlangen klammern, verlieren wir unsere Identität, indem wir uns über Dinge oder Menschen definieren.

Wir vergessen, wer wir sind und welche wirklichen Bedürfnisse wir haben.

In der Summe stellt uns die buddhistische Psychologie Werkzeuge zur Verfügung, an diesen Abhängigkeiten zu arbeiten. Dadurch gelangen wir zu einem besseren Verständnis unserer wahren Bedürfnisse. Dies versetzt uns in die Lage, mit größerem Bewusstsein durch die Schule des Lebens zu schreiten.

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Was die westen von der buddhistischen Psychologie lernen kann

Die buddhistische Psychologie birgt eine Vielzahl von Potenzialen, die einen bedeutenden Beitrag zur westlichen Psychologie leisten könnten:

1. Integration von Philosophie und Praxis:

Die buddhistische Psychologie verknüpft tiefgründige philosophische Überlegungen mit praktischen Heilansätzen. Diese Verbindung zwischen theoretischer Erkenntnis und persönlicher Transformation könnte hierzulande dazu beitragen, ein umfassenderes Verständnis des menschlichen Geistes und Verhaltens zu fördern.

2.  Umfassende Sicht auf Leiden:

Die buddhistische Psychologie akzeptiert Leiden als einen natürlichen Teil des Lebens und bietet Ansätze, um damit umzugehen. Dies könnte helfen, den Fokus von der reinen Symptombehandlung hin zu einer tieferen Untersuchung der Ursachen von psychischem Leiden zu verschieben.

3. Betonung der Veränderlichkeit:

Die Lehren des Buddhismus betonen die Veränderlichkeit von Emotionen und Erfahrungen. Diese Perspektive könnte dazu beitragen, den Druck zu reduzieren, konstantes Glück oder stabile emotionale Zustände zu erreichen, und stattdessen die Akzeptanz der Veränderung als grundlegendes Element menschlichen Lebens zu fördern.

4. Integration von Geist und Körper:

Die buddhistische Psychologie betrachtet Geist und Körper als untrennbar miteinander verbunden. Dies könnte zur Entwicklung von ganzheitlichen Ansätzen führen, die psychologische Aspekte ebenso berücksichtigen wie körperliche Gesundheit und Wohlbefinden.

5. Selbstverantwortung:

Die buddhistische Psychologie betont die individuelle Verantwortung für das eigene Leben. Dies könnte dazu beitragen, Menschen zu ermutigen, aktiv an ihrer eigenen psychischen Gesundheit zu arbeiten und Verantwortung für ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen zu übernehmen.

6. Resilienz und Stressbewältigung:

Die Praktiken der buddhistischen Psychologie, insbesondere die Meditation, können die Fähigkeit zur Stressbewältigung und die Entwicklung von emotionaler Resilienz stärken. Dies könnte in der westlichen Psychologie als wertvolle Ergänzung zu bestehenden Ansätzen dienen.

Fazit

Insgesamt könnte die buddhistische Psychologie dazu beitragen, die westliche Psychologie um eine breitere Palette von Ansätzen und Perspektiven zu erweitern, die auf Selbstreflexion, Achtsamkeit, Veränderlichkeit und individueller Transformation basieren.

Durch die Integration dieser Konzepte könnten westliche Psychologen eine ganzheitlichere Sicht auf das menschliche Erleben und Verhalten entwickeln, die zu einem tieferen Verständnis der menschlichen Natur und der Mechanismen psychischer Gesundheit führen könnte.

Luca Rohleder, Autor von DIE SUCHE NACH SINN

Quellenangabe:
Das weise Herz: Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie“, Jack Kornfield, Arkana Verlag

Die Suche nach Sinn, Buchcover

Luca Rohleder
DIE SUCHE NACH SINN
Eine Geschichte über Urvertrauen und Selbstliebe. Das polyamore Selbstfindungsabenteuer einer Wissenschaftsjournalistin.
ISBN 9783982303246
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Ein Kommentar

  1. Der „ Erwachte“ leidet nicht.
    weil das „ICH“ eine Illusion ist.
    Wie ein Hologram bei Star Wars.
    oder ein Thriller, indem dein Puls hochgeht,obwohl es eindeutig nicht REAL ist.
    Puh!,war nur ein Film!“
    Ein Erwachter hat diesen „ICH-Film“ gedreht vom Verstand,durchschaut,obwohl die Illusion schon sehr sehr gut gemacht ist ,von deinem oberflächlichen Geist.
    Also, Aufwachen ! Handy ausschalten…Sonnenuntergang alleine angucken.

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